Bewerber*innen kennenlernen und gleichzeitig das Unternehmen präsentieren
Doch wie entscheidet man sowas in einem einmaligen Gespräch? Wie überzeugt man als Arbeitgeber*in? Wir haben Antworten.
Die Einladungen
Nachdem die Bewerbungen eingetroffen sind, müssen Sie sich entscheiden, wer zum Gespräch eingeladen werden soll. Es ist ratsam, dabei in drei Kategorien einzuteilen: Die Bewerber*innen, die sofort eine Einladung bekommen, die „Wackelkandidaten“ und diejenigen, die Sie direkt ausschließen. Sie sollten Einladungen an die beiden ersten Gruppen versenden. Besonders gute Kandidat*innen werden auch bei anderen Betrieben Chancen haben und vielleicht gar nicht mehr zu einem Gespräch kommen.
Geben Sie auch Bewerber*innen eine Chance, die nicht eindeutig in Ihr Raster passen. Manchmal zeigen sich diese vor Ort durch Eigenschaften aus, die Sie selbst noch nicht an sich entdeckt haben, oder die im Lebenslauf keinen Platz finden. Denken Sie immer daran: Sie haben es mit Berufseinsteiger*innen zu tun.
Tipp: Nicht alle Bewerber*innen schaffen es, mit Ihren schriftlichen Bewerbungen zu überzeugen, könnten aber in der Praxis punkten. Probieren Sie einmal etwas Außergewöhnliches. Wie wäre es mit einem „Tag des offenen Vorstellungsgesprächs“? Laden Sie öffentlich jede*n ein, der Spaß und Interesse an der Ausbildung hätte und lernen Sie die jungen Leute kennen. In lockerer Runde kommen viele besser aus sich raus und zeigen in kleinen Übungen ihr Geschick. Vielleicht sind ja einige Überraschungen – und Kandidaten für die Ausbildung dabei.
Die Einladung sollte dann so schnell wie möglich erfolgen. Dies kann entweder telefonisch oder per Mail geschehen. Auch die Einladung per Brief ist noch üblich, kostet aber viel mehr Zeit und Aufwand.
Das sollte alles in der Einladung stehen:
- Ansprechpartner*in
- Terminvorschlag
- Infos zur Übernahme der Reisekosten
- Anschrift und ggf. Anfahrt
- Wo meldet man sich an dem Tag
- Dokumente, die mitgebracht werden sollen
- Bitte um verbindliche Zusage
Das Gespräch
Schaffen Sie eine angenehme Atmosphäre. Für viele Bewerber*innen wird es das erste Vorstellungsgespräch sein. Die Aufregung ist dementsprechend oft groß.
Planen Sie für jedes Gespräch genug Zeit und eine kleine Pause zwischen den Terminen ein. Niemand möchte schnell abgefertigt werden. Manchmal brauchen Menschen auch etwas länger, um aus sich raus zu kommen.
Es kann hilfreich sein, wenn mehr als eine Person beim Gespräch anwesend ist. Besonders die Ausbilder*innen sind für die künftigen Azubis interessant. Sie bekommen so auch einen besseren Eindruck vom Betrieb und vom Miteinander. Eine zweite Meinung kann Ihnen auch dabei helfen, die richtigen Fragen zu stellen und bessere Eindrücke von den Bewerber*innen zu erhalten.
Ein beliebter Trick ist, dass Sie sich und das Unternehmen erst mal vorstellen. Erzählen Sie vom eigenen Werdegang, warum Sie den Beruf gerne ausüben, was den Betrieb auszeichnet. Damit geben Sie den Bewerber*innen Zeit sich zu entspannen. Außerdem zeigen Sie, wie man sich selber vorstellen kann. Dann überlassen Sie ihm / ihr das Wort, um ein bisschen von sich zu erzählen.
Die Bewerbung selber bietet einen guten Anhaltspunkt. Sie sollte bei jedem Gespräch vorliegen und bietet Stoff für Gespräche und Rückfragen. Auch die Azubis können sich bei Nervosität darauf beziehen und haben etwas Halt im Gespräch.
Am Ende des Gesprächs sollten Sie den Bewerber*innen sagen, wann sie spätestens mit einer Antwort rechnen können.
Nach dem Gespräch
Sie sollten versuchen, Ihre Eindrücke so schnell wie möglich festzuhalten. Machen Sie sich Notizen zum Gesprächsverlauf, wie die Person auf Sie gewirkt hat, was Sie bemerkenswert fanden. Scheuen Sie auch nicht vor negativen Beobachtungen! Die Notizen helfen Ihnen, die richtige Entscheidung zu treffen.
Es kann hilfreich sein, sich schon im Vorfeld eine Art „Eindrucksbogen“ zu machen, den Sie für alle möglichen Azubis gleichermaßen ausfüllen. So bleiben Ihre Ergebnisse vergleichbar. Interessant wird diese Methode besonders, wenn bei dem Gespräch eine zweite Person anwesend ist. Wie unterschiedlich sind die Eindrücke? Wo sind Sie einer Meinung? Was hat jemand anderes beeindruckt oder abgeschreckt?
Bestandteile solch eines Bogens könnten folgende Fragen sein:
- Der erste Eindruck in drei Worten
- War der Bewerber / die Bewerberin immer sachlich und freundlich?
- Wie war die Reaktion auf „unangenehme“ Fragen wie schlechte Noten?
- Werden alle Anforderungen an die Stelle erfüllt?
- Wie gut war er / sie über Beruf und Unternehmen informiert?
- Wurde ehrliches Interesse an der Ausbildung gezeigt?
- Passt die Person in das Team?
- Was ist besonders positiv in Erinnerung geblieben?
- Was war negativ?
Halten Sie auch fest, welche Fragen zu Ausbildung und Unternehmen gestellt werden. Kommen die Fragen öfter vor, sollten Sie diese künftig vielleicht auch schon in der Ausschreibung beantworten.
Falls Sie sich nicht ganz sicher sind, laden Sie den Azubi in spe doch zu einem zweiwöchigen Schnupper-Praktikum in Ihren Betrieb ein. Danach können beide Seiten die endgültige Entscheidung fällen.
Lassen Sie sich nach dem Gespräch nicht zu viel Zeit, um sich zu entscheiden. Spätestens nach zwei Wochen sollten sie den Bewerber*innen eine Rückmeldung geben – auch wenn es eine negative ist.